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Pharmakognostische Sammlung am Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften

Allgemein
BezeichnungPharmakognostische Sammlung am Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
UniversitätGeorg-August-Universität Göttingen
UniversitätsortGöttingen
Museums- und SammlungsartNaturgeschichte/Naturkunde
Museums- und SammlungsformForschungssammlung
SammlungsschwerpunktBiologie · Botanik · Medizin · Medizingeschichte · Pharmakognosie · Pharmazie · Pharmaziegeschichte
Externe Links
AdresseGeorg-August-Universität Göttingen
Albrecht von Haller Institute of Plant Sciences
Department of Systematic Botany
Untere Karspüle 2
37073 Göttingen
Öffnungszeitenkeine öffentliche Ausstellung (zurzeit wird die Sammlung nicht betreut)
KontaktChristine Nawa (Sammlungsbetreuerin)
nawa@kustodie.uni-goettingen.de
Telefon: +49 (0) 551 39 26696
BeschreibungNach ca. 60 Jahren wurde diese einzigartige medizinhistorische Sammlung im Jahr 2001 durch Wissenschaftler der Universität Göttingen auf einem Dachboden entdeckt und vor der Vernichtung gerettet. Die Sammlung umschließt über 8.500 Einzelstücke, darunter größtenteils noch original verpackte Schachteln und Gläser, in denen sich unter anderem eine von Alexander von Humboldt (1769-1859) mitgebrachte Baumrinde aus Südamerika befindet. Die Bandbreite der Bestände ist beeindruckend. So sind allein mehrere Hundert verschiedene Chinarinden sowie zahlreiche Wurzeln von Rhabarberpflanzen unterschiedlichster Herkunft zu finden. Die Sammlung bietet einen Querschnitt der "materia medica" des 19. Jahrhunderts. Sie ist damit die bundesweit vermutlich älteste und umfangreichste Sammlung medizinisch wirksamer Naturstoffe. Die Kollektion enthält aber auch verschiedene Kuriositäten, wie etwa Eidechsen in Lavendelblüten.

Niel, 2001 
SonstigesDerzeit arbeiten Dr. Volker Wissemann (geb. 1966) und Frau Dr. Kärin Nickelsen (geb. 1972) an einem Buch über die Sammlung. 
Stand der InformationenFebruar 2014
  
Bestände
Objektgruppen
Stand der ErschließungDer Biologe Dr. Volker Wissemann (geb. 1966) initiierte die Rettungsaktion dieser kostbaren Sammlung, welche inzwischen auch durch ihn gesichtet und in einer elektronischen Datenbank systematisch erfasst worden ist. Der Sammlungskatalog kann zudem in Form einer CD über das Institut bestellt werden. Ohne Förderung durch die pharmazeutische Industrie sowie anderer Einrichtungen wie der Klosterkammer Niedersachsen und der Calenberg-Grubenhagenschen Landschaft wäre dies nicht möglich gewesen. Inzwischen nutzen unter anderem auch zahlreiche Pharma-Firmen Proben aus den Beständen für ihre Forschungszwecke. (Stand: Mai 2009) 
Bedeutende Teilbestände
  • Chinarinden
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1828 (vermutlich) Begründung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteBegründer der Sammlung war August Ludwig Wiggers (1803-1880), der seit 1828 unter anderem als Assistent des Chemikers Friedrich Wöhler (1800-1882) in Göttingen tätig war und das Fach Pharmakognosie lehrte. Die Sammlung diente dazu, Pflanzen für die Arzneimittelherstellung genau beschreiben und identifizieren zu können. Wiggers baute bis zu seinem Tod im Jahr 1880 eine umfangreiche Lehrsammlung auf, die später noch durch eine Schenkung der Apothekerdynastie Mettenheimer aus Gießen stark vergrößert wurde. Seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts lagerten die Bestände in Holzkisten verpackt auf dem Dachboden des Botanischen Instituts. Dort gehörten sie offiziell nicht mehr hin: Damals gab es von Seiten der nationalsozialistischen Behörden einen Aufruf, alle pharmakognostischen Sammlungen zentral im Institut für Pharmazie in Braunschweig zu lagern. Warum die Göttinger Sammlung nicht dorthin kam, ist bis heute noch nicht geklärt. Auch dies macht die Einzigartigkeit dieser Sammlung aus: Alle in Braunschweig eingelagerten Sammlungen verbrannten während des Krieges bei einem Bombenangriff.

1935 wurde an der Universität Göttingen die pharmazeutische Ausbildung eingestellt. Dadurch geriet auch die historische Sammlung in Vergessenheit. Erst 1997 kamen die Bestände bei Entrümpelungsarbeiten wieder zum Vorschein. Die verstaubten Gläser und Schachteln, von denen viele noch die Original-Siegel tragen, sollten eigentlich entsorgt werden. Die Biologen entdeckten in den Kisten wahre Schätze. Hierzu gehören außer der Rinde eines Hemdenbaumes, die Alexander von Humboldt (1769-1859) aus Südamerika vom Orinoko mitgebracht hatte, auch das erste Pfeilgift, das im 19. Jahrhundert nach Deutschland kam und von Justus Liebig (1803-1873) analysiert wurde.

Niel, 2001 
  
Publikationen
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