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Sammlung für Raumakustik, Kirchenbau, Glockenwesen und Orgelbau*

Allgemein
BezeichnungSammlung für Raumakustik, Kirchenbau, Glockenwesen und Orgelbau*
Besonderer Status*Verloren
UniversitätTechnische Universität Berlin
UniversitätsortBerlin
Museums- und SammlungsartNaturwissenschaft & Technik
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktAkustik · Bautechnik · Bauwesen
Externe Links
BeschreibungDie Sammlung für Raumakustik, Kirchenbau, Glockenwesen und Orgelbau wurde Ende der 1920er Jahre von Bautzen nach Berlin gebracht und gehörte zur Fakultät für Bauwesen. Ihr erster Vorsteher war Professor Johannes Biehle. Biehle war Professor für Musik und Kirchenmusikdirektor sowie Vorsteher des Instituts für Raum- und Bau-Akustik, Kirchenbau, Orgel-, Glockenwesen und Kirchenmusik an der Technischen Hochschule Berlin und ebenfalls Dozent an der Berliner Universität.

Biehle beschäftigte sich u.a. mit raumakustischen, orgeltechnischen und bauliturgischen Problemen, aber sein besonderes Interesse galt der Forschung zu Glocken. So untersuchte er z.B. den Einfluss der Aufhängung schwingender Glocken auf ihre Tongebung. Daneben beschäftigte er sich auch mit historischen und technischen Themen wie der Entwicklung der Glocken-Lagerung oder mit dem zum Glockenbau benutzten Material. Er wies dabei auf die Verbindung von materieller und akustischer Reinheit hin, die bis dato noch nie wissenschaftlich untersucht worden war.

Die Sammlung bestand aus Modellen von Kirchen, Glocken und Orgeln sowie aus Apparaten und Instrumenten, die größtenteils in den institutseigenen Werkstätten entstanden. Daneben existierte eine umfangreiche Sammlung von Bildern, Tonträgern und Filmen. Die Sammlung befand sich nach ihrer Überführung von Bautzen im Institutsgebäude in der Franklinstraße 29. Der Sammlungssaal hatte eine Fläche von 150 qm.

Es ist davon auszugehen, dass die Sammlung während des Zweiten Weltkrieges verlorenging. 
SonstigesEine vollständige Beschreibung der Orgelbau-Sammlung findet sich im "Bericht über die Tagung für Orgelbau" von 1928. Zudem ist Biehles Rede zur Sammlung, die er während der Tagung vor einem Fachpublikum hielt, abgedruckt. Sie gibt Details über seine Intention zum Aufbau des Instituts und seinen Forschungen Auskunft. In dem Buch gibt es auch einige Fotografien der Orgelbau-Sammlung. 
Stand der InformationenDezember 2009
  
Bestände
Objektgruppen
Bedeutende Teilbestände
  • Weinhold'scher Wasserwellenapparat
  • Sammlung von Baumaterialien
  • Musikinstrumente-Sammlung
  • Sammlung von Präzisionsgeräten, darunter Präzisions-Stimmgabeln
  • Modellsammlung (u.a. von Kirchen, Orgeln und Glocken)
  • Orgelbau-Sammlung
    • mechanische Pfeifenladen (z.B. Springlade)
    • pneumatische Pfeifenladen (z.B. Kegellade)
    • diverse Hilfseinrichtungen (z.B. Rollschweller)
    • Schlagzeuge (z.B. mech. Zimbelstern)
    • Pfeifwerke (z.B. Vox humana aus der alten Orgel des Domes zu Paderborn)
    • Apparate zur Wind-Beschaffung und Messung (z.B. Gasometer-Gebläse)
    • Apparate zur Zeitmessung (z.B. Chronoskop nach Hipp mit einer Messgenauigkeit von einer Millisekunde)
    • Schallphotographien
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1926 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
  • Zwischen 1943 und 1945 (vermutlich) Beendung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteDie Sammlung wird erstmals im Vorlesungsverzeichnis der Technischen Hochschule aus den Jahren 1926/27 mit dem Hinweis "aus Bautzen kommend" erwähnt. Als Vorsteher ist der Physiker, Glocken- und Orgelbauer sowie langjährige Organist Professor Johannes Biehle (1870-1941) eingetragen.

Johannes Biehle stammte aus einer bürgerlichen Bautzener Familie. Das musikalische Elternhaus setzte den Grundstein für Biehles späteres Wirken, aber nicht ganz ohne Kompromisse. Biehles Vater lehnte die reine berufliche Zuwendung zur Musik aus finanziellen Gründen ab und forderte vom Filius, sich mit Naturwissenschaften und Technik zu befassen. Johannes Biehle schaffte es aber im Laufe seines Wirkens musikalisch-kirchliche (er war 20 Jahre lang Organist in seiner Heimatstadt) und akustische Interessen mit der physikalisch-mathematischen sowie technischen Forschung zu vereinen und damit etwas grundsätzlich Neues zu schaffen. Dass er damit an einer Technischen Hochschule zu Ehren kam, ist aus heutiger Sicht beispiellos. Biehle betonte nicht nur einmal, dass zwischen dem Blickwinkel des Architekten und den Anforderungen des Organisten eine "Wissenslücke" klaffe. Er schloss diese und löste damit ein seit Jahrhunderten bestehendes Problem. Seine Theorie des Kirchenbaus, aus der Sicht des Kirchenmusikers, nahm unmittelbaren Einfluss auf den zeitgenössischen Kirchenbau. Dies schloss die Problematik der Raumakustik mit ein und führte ihn letztendlich zu seinem bekannten Forschungsfeld, den Glocken.

Sein wissenschaftliches Wirken begann in Dresden, wo er am Physikalischen Institut der Technischen Hochschule sechs Jahre arbeitete. Ab April 1919 hatte er einen Lehrauftrag für Kirchenkunde und musikalische Liturgik an der Berliner Universität. Diesen behielt er bis 1938. Seinen Durchbruch schaffte er aber mit der Berufung an die Technische Hochschule Berlin, wo er auch fortan den akademischen Kirchenchor leitete.
Die Sammlung und das Institut für Raum- und Bau-Akustik, Kirchenbau, Orgel-, Glockenwesen und Kirchenmusik waren Biehles Schöpfung.
Da aber Raum an der Technischen Hochschule fehlte, sammelte Biehle privat Geld, um im Haus seiner Eltern in Bautzen die bereits bestehende Sammlung auszubauen. Im Jahre 1927 wurde sie zum Teil nach Berlin geschafft, aber erst 1930 war genug Platz vorhanden, um die Sammlung komplett zu überführen.

Nach Biehles Emeritierung werden Institut und Sammlung nicht mehr erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass die Objekte der Kollektion Biehle während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurden.

Biehle, J. 1929; Biehle, H. 1930 
ArchivalienVorlesungsverzeichnisse der Technischen Hochschule Berlin 
  
Publikationen
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