Information Resource on Collections and Museums
at Universities in Germany
Diese Anwendung wird nicht mehr gepflegt. Aktuelle Daten können im Portal der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland abgerufen werden.

Show all
Karzer*

General
NameKarzer*
Special Status*Lost
UniversityUniversität Leipzig
Location of UniversityLeipzig
Museum and Collection TypeCultural History & Art
Museum and Collection FormCampus Prison
SubjectsHistory of Universities
External Links
DescriptionDie Karzerräume der Leipziger Universität befanden sich im dritten Stock des alten Senatsgebäudes, das 1893 den Umbauplänen Arved Rossbachs für ein neues Universitätshauptgebäude weichen musste.
Einige materielle Überreste der Karzer befinden sich heute im Kunstbesitz der Universität. 
Last UpdateApril 2012
  
Holdings
Object Groups
Significant SubcollectionsTeilbestände sind nicht vorhanden.
  
History
HistoryBereits 1413 wird im ersten bekannten Inventarverzeichnis der Universität ein "clavis ad turrim civitatis pro carceribus universitatis" aufgeführt. Dieser neben dem Großen Kolleg vermutete Stadtturm wurde von der Universität nachweislich noch in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts als Karzer genutzt. Mit der Übereignung des säkularisierten Paulinerklosters 1543 scheinen verschiedene, für Vorlesungen unbrauchbare Räume im nördlichen Zwingerhaus und im Paulinum als Karzer gedient zu haben. Urkunden aus den Wintersemestern 1545/46 und 1547/48 berichten, dass die dort Inhaftierten bei starker Kälte entweder aus dem unheizbaren Karzer nach Hause entlassen oder in andere Räume, wie dem "Semlerianum" auf dem Gelände des Neuen (heute Roten) Kollegs umverlegt werden mussten.

Das Paulinum wurde in den folgenden Jahrhunderten zum Hauptstandort der Karzer. Für 1737 sind allein dort 7 Karzerräume nachgewiesen. Folgt man den 1872 veröffentlichten Jugenderinnerungen des Burschenschafters und späteren Kirchenhistorikers Karl August von Hase (1800-1890) aus dem Wintersemester 1820/21, so befanden sich die Karzer ein Stockwerk unter den Studentenwohnungen im Südflügel des Paulinums und erstreckten sich über die gesamte Länge des Gebäudes.
Von 1829 an wurde die 3. Etage des neu errichteten Senatsgebäudes für Karzerräume genutzt, das als Neubau zwischen das Paulinum und die alten, 1830 für das Geutebrücksche Augusteum abgebrochenen Zwingerbauten gesetzt worden war, so dass es nordwestlich unmittelbar an den alten Karzerflügel des Paulinums stieß.

Als das Senatsgebäude 1893 dem Neubau des Augusteumskomplexes weichen musste und die Karzer ein neues, heute in Vergessenheit geratenes Domizil bezogen, wanderte das bereits zum Symbol studentischer Traditionen und akademischer Freiheit gewordene Inventar zu weiterem Gebrauch mit.

Dass z. B. etliche Duellteilnehmer ihren Arrest erst zu späteren Zeitpunkten absaßen, der letzte im Februar 1865, ist durchaus nicht nur der begrenzten Zahl der vorhandenen Karzerplätze zuzuschreiben. Auch sonst lagen zwischen dem "Tag der Publikation" des Urteils bzw. der Überstellung des Delinquenten durch das Polizeiamt an die akademischen Behörden und dem Tag des eigentlichen Haftantritts nicht selten Monate, sogar Fristen bis zu einem Jahr, durfte doch der verurteilte Student zumindest seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel selbst anhand seines Terminkalenders befinden, wann er die Haft anzutreten gedenke. Dieser Sonderregelung, die nur aus einer bewusst empfundenen und in einer Art Ehrenkodex sich äußernden Verbundenheit der akademischen Gemeinschaft zu erklären ist, gilt im Carcer-Buch eine bis 1879 eigens geführte Spalte "Hat die Carzerstrafe anzutreten versprochen".

Je mehr das nach der Aufhebung der Karlsbader Beschlüsse legalisierte studentische Verbindungswesen aufblühte, um so weniger hatten Karzer und Kerker noch miteinander gemein. Kommers, Mensur und Karzer prägten so sehr die Vorstellungen vom Studentenleben, dass Karzerarrest zumindest in der Erinnerung der "alten Herren" geradezu eine Ehrensache darstellte. Der im großen Festzug zum 500. Jubiläum der Universität mitgeführte Wagen mit einer Kneiperei im Karzer war durchaus nicht nur in der Wiedergabe charakteristischer Wandmalerei detailgetreu gestaltet.

Junge, 2000 
  
Publications
Publications