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Universitäts-Sternwarte*

Allgemein
BezeichnungUniversitäts-Sternwarte*
Besonderer Status*Aufgelöst
UniversitätUniversität Leipzig
UniversitätsortLeipzig
Museums- und SammlungsartNaturwissenschaft & Technik
Museums- und SammlungsformSternwarte
SammlungsschwerpunktAstronomie · Wissenschaftsgeschichte
Externe Links
BeschreibungSeit dem ausgehenden 18. Jahrhunderts verfügte die Leipziger Universität über eine eigene Sternwarte, die im Verlauf der nächsten rund 200 Jahre eine permanente Weiterentwicklung erfuhr. Das Observatoriums wurde während des Zweiten Weltkrieges beschädigt und 1956 wurde der Betrieb ganz eingestellt.

Das ehemalige "Turmhaus", ein Nebengebäude der im Krieg angeschlagenen Universitätssternwarte, ist heute Herberge des Instituts für Meteorologie. 
Stand der InformationenAugust 2010
  
Bestände
Objektgruppen
Bedeutende Teilbestände
  • Sammlung des Dresdner Mathematischen Salons: Schenkung anlässlich der Gründung der Sternwarte im Jahre 1794; Fernrohre und Instrumente

  • von Sternbachsche Schenkung: 1789 – Stiftung des „Landkammerraths“ Karl Friedrich Kregel v. Sternbach (1717-1789); zahlreiche Bücher und Instrumente

  • Triersche Schenkung: 1790 – Stiftung des Appellationsraths Dr. Trier (1726-1794); zahlreiche Bücher und Instrumente

  • von Brühlsche Schenkung: 1813 – Instrumente und Bücher aus dem Besitz von Hans Graf Moritz von Brühl (1736-1811); u.a. „ein vierfüßiges Mittagsfernrohr von Ramsden und ein zweifüßiger Kreis von Troughton“

  • von Uckermannsche Schenkung: 1837 - „eine nicht geringe Zahl von Instrumenten, worunter das vorzüglichste ein vierfüßiger Refractor aus dem optischen Institute zu München, auf einem Stativ mit horizontaler und verticaler Bewegung“

  • Astrophysikalische Sammlung: 1882 Übernahme durch die Sternwarte nach dem Tod des Leipziger Professors für Astrophysik Karl Friedrich Zöllner (1834-1882); enthielt u. a. eine "magneto-elektrische Maschine" von Siemens & Halske
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1794 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
  • 1956 Beendung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteErste Bestrebungen zur Schaffung eines universitätseigenen „observatorii mathematici“ lassen sich für das Jahr 1711 belegen. Umgesetzt wurde dieser Vorschlag der Philosophischen Fakultät jedoch erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 1794 wurde die neue Sternwarte, die in einem Turm des Schlosses Pleißenburg mit kurfürstlichen Mitteln eingerichtet worden war, an die Universität übergeben. Zu ihrer damaligen Einrichtung zählten u.a. „mehrere treffliche Instrumente, als ein 17zolliger Kreis und ein Spiegelsextant von Troughton, eine Pendeluhr von Wulliamy, Achromate von Cary und Barge, Globen“.

Von Beginn an konnte die Ausstattung kontinuierlich erweitert werden. Frühe Bestände erhielt die Sternwarte u.a. aus dem mathematischen Salon zu Dresden; dank der Vermächtnisse des Landkammerraths Karl Friedrich Kregel von Sternbach (1717-1789) und des Appellationsraths Dr. Trier (1726-1794) wurden der Sternwarte 1789 und 1790 außerdem „eine nicht unbedeutende Anzahl von Büchern und mehrere Instrumente zu Theil.“ Eine wertvolle Bereicherung erfuhr die Einrichtung 1803 durch eine großzügige Stiftung des kursächsischen Gesandten in London Hans Graf Moritz von Brühl (1736-1811), der „einen großen Theil seiner astronomischen Bücher und Instrumente von zwei ihm gehörigen Observatorien in England schenkte“.
In den kommenden 50 Jahren konnten zahlreiche Neuzugänge registriert werden. Dazu zählten „ein sechsfüßiger, parallaktisch montirter Refractor aus dem optischen Institute von Utzschneider und Frauenhofer“ sowie ein „Gaußsche[r] Apparat zur Beobachtung der magnetischen Declination“ (1834). Im Jahre 1837 erhielt die Universität durch eine Schenkung der Erben des Freiherrn von Uckermann u.a. einen „vierfüßige[n] Refractor aus dem optischen Institute zu München, auf einem Stativ mit horizontaler und verticaler Bewegung“. Ein „ausgezeichneter Theodolit von Repsold, der besonders zu Bestimmung der Mittagslinie des magnetischen Observatoriums benutzt worden ist“, konnte 1846 erworben werden. Hinzu kamen 1848 ein Chronometer von Kessels sowie „ein trefflicher Kometensucher von Pistor und Martins in Berlin“.

Nachdem sich im Laufe der 1850er Jahre der Wunsch zum Bau eines neuen und modernen Observatoriums herausbildete, wurde eine neue Sternwarte im Jahre 1861 im Leipziger Johannistal eröffnet. Bei der Einweihung umfasste der Neubau u. a. ein Wohnhaus für den Direktor mit integriertem Auditorium, daran anliegend einen großen Meridiansaal und einen achteckigen Kuppelbau mit benachbartem Südzimmer für weitere astronomische Bestimmungen. Akademische Forschung und Lehre wurden allerdings so aktiv betrieben, dass die die Anlage bereits nach wenigen Jahren ihre erste Erweiterung erfuhr. So entstanden u.a. ein zweiter Meridiansaal, eine kleine meteorologische Station und ein weiteres kleines Observatorium. Letzteres gehörte zunächst nicht direkt zur Sternwarte, sondern unterstand dem Professor für Astrophysik Karl Friedrich Zöllner (1834-1882). Nach Zöllners Ableben im Jahre 1882 ging dieser Bereich jedoch einschließlich der zugehörigen Astrophysikalischen Sammlung in den Besitz der Sternwarte über. 1881/82 wurde die Meteorologische Station für astronomische Zwecke umgebaut. Das so entstandene Turmhaus wurde im Januar 1886 in Betrieb genommen und diente vor allem zur Aufstellung kleinerer Instrumente. Schon 1882 waren im Hauptgebäude eine Uhrkammer sowie ein Raum für die Chronographen geschaffen worden. Der Meridiansaal wurde 1893 ebenfalls einem Umbau unterzogen.

Ähnlich wurden auch die Sammlungsbestände erweitert. So erhielt die neu gebaute Sternwarte kurz nach ihrer Eröffnung ein zwölffüßiges Fernrohr von Steinheil in München, das von Pistor & Martins in Berlin als Äquatoreal montiert worden war (1862); 1890 wurde es durch einen neuen Refraktor ersetzt. 1866 wurde im großen Meridiansaal außerdem ein Meridiankreis mit Fernrohr, ebenfalls von Pistor & Martins, aufgestellt. Als Hauptuhren dienten „das Werk Tiede 336 mit Rostpendel“ und eine Uhr von Utzschneider & Fraunhofer mit Quecksilberpendel.

So ausführlich die Aktivitäten der Leipziger Universitätssternwarte für das 19. Jahrhundert belegt sind, so durchgängig verlieren sie sich ab dem frühen 20. Jahrhundert. Nur kurz: Die Sternwarte wurde während des Zweiten Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass ihr Betrieb kaum möglich schien. Im Jahre 1956 wurde die Nutzung als Observatorium ganz eingestellt und die noch erhaltenen Gebäude einer anderen Nutzung überlassen.

Bruns; Die Sternwarte 
  
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