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Mathematisch-physikalisches Kabinett*

Allgemein
BezeichnungMathematisch-physikalisches Kabinett*
Besonderer Status*Verbleib unbekannt
UniversitätAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg
UniversitätsortFreiburg (Breisgau)
Museums- und SammlungsartNaturgeschichte/Naturkunde
Museums- und SammlungsformHistorische Sammlung
SammlungsschwerpunktAstronomie · Mathematik · Physik · Wissenschaftsgeschichte
Externe Links
AdresseAlbert-Ludwigs-Universität Freiburg
Uniseum Freiburg
Bertoldstraße 17
79085 Freiburg 
ÖffnungszeitenDo 18 - 20 Uhr
Sa, So 14 - 17 Uhr
Führungen nach Vereinbarung 
KontaktProf. Dr. Dieter Speck; Herr Lange
info@uniseum.de
Telefon: +49 (0) 761 203 3835
Fax: +49 (0) 761 203 3836
BeschreibungDas Mathematisch-physikalische Kabinett, ein für die systematische Nutzung im Unterricht angelegter Apparat, stellt den zweitältesten wissenschaftlichen Sammlungsbestand der Freiburger Universität dar. Seine Ursprünge gehen bis in das 18. Jahrhundert zurück. Immer wieder erweitert, aber auch dezimiert und im Jahre 1876 in Einzelsammlungen der Mathematik und Physik aufgeteilt, sind heute noch einige Objekte dieser historischen Sammlung im Freiburger Uniseum zu besichtigen. Dabei handelt es sich um eine astronomische Standuhr, eine Camera obscura, zwei kleine Globen sowie um eine kostbare Vielflächen-Bilderbuchsonnenuhr, eine mutmaßliche Schenkung wohlhabender Breisgauer Stifter an das junge Mathematisch-physikalische Kabinett der Freiburger Universität.

Becher, 2007 
  
Bestände
Objektgruppen
Bedeutende Teilbestände
  • Sammlungsbestand aus der Frühzeit des Mathematisch-physikalischen Kabinetts (1759-1792): Ignaz Zanner (1725-1801), Professor für Mathematik und Physik erwarb bzw. fertigte zum Teil selbst zahlreiche Gegenstände an wie z.B. eine noch heute erhaltene astronomische Standuhr; Sammlung seit den 1950er Jahren weitgehend verschollen; wenige Sammlungsüberreste befinden sich im Freiburger Uniseum
  • Maschinen-Sammlung des Mathematikprofessors Johann Baptist Eberenz (1723-1788): 1784 durch die Universität erworben
  • Bestand aus der Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald: 1802 an die Universität übergeben
  • Bestände der Sternwarte bzw. des Mathematisch-physikalischen Kabinetts der 1804 aufgelösten Zisterzienser-Abtei Salem: Erwerb 1807; vermutlich vorwiegend astronomische Geräte
  • Bestand aus dem Mathematisch-physikalischen Kabinett des Benediktinerklosters St. Blasien: vermutlich zwischen 1764 und 1793 unter Fürstabt Martin II. Gerbert (1720-1793) entstanden; 1807: Übernahme der spärlichen Überreste des Kabinetts durch die Freiburger Universität
  
Geschichte
Ereignisse
  • 1752 Begründung als akademische Sammlung oder Institution
Personen
GeschichteDie Entwicklung des Mathematisch-physikalischen Kabinetts der Freiburger Universität steht in einem engen Zusammenhang mit der Wiener Studienreform von 1752, die u.a. das Studium der Experimentalphysik im Stundenplan des philosophischen Kurses verankerte. Daraus resultierte nicht zuletzt auch die Notwendigkeit für die Universität, das entsprechend erforderliche Instrumentarium anzuschaffen. Bereits einige Jahre vor dieser Reform hatte die Philosophische Fakultät verstärkt für den Ankauf bzw. die Anfertigung von Instrumenten, zunehmend auch mit Bezug auf elektrische, optische und mechanische Experimente, gesorgt. Die Jahre nach der offiziellen Einführung der Experimentalphysik im Jahre 1752 brachten unverändert Demonstrations-Experimente, die an der Freiburger Philosophischen Fakultät bereits seit etwa 1700 nachgewiesen sind, sowie einzelne Ankäufe entsprechender Geräte. Am 30. April 1756 beantragte die Fakultät die Einrichtung eines „Museum physico-mathematicum“ im Jesuitenkolleg, welches jedoch abgelehnt wurde. Erst im Wintersemester 1759/60 konnte das zunächst im Universitätshauptgebäude am Rathausplatz untergebrachte Museum im Rahmen einer Antrittsvorlesung durch das Professorenkollegium besichtigt werden. In der Anfangszeit seines Bestehens wurde das Freiburger mathematisch-physikalische Kabinett insgesamt weniger zu Forschungszwecken als im Rahmen showträchtiger Demonstrationen genutzt und bildete nicht zuletzt eine städtische Sehenswürdigkeit. So wurden öffentliche physikalische Experimente dargeboten und auswärtige Personen zu Vorführungen engagiert.
Eng verbunden mit der frühen Geschichte der mathematisch-physikalischen Sammlung ist der Jesuit Ignaz Zanner (1725-1801), seit 1759 Lehrstuhlinhaber der Mathematik und seit 1777 Professor für Physik. Während seiner Wirkungszeit, die bis 1792 dauerte, wurden zahlreiche Stücke erworben und angefertigt, darunter eine heute im Freiburger Uniseum gezeigte astronomische Standuhr. Weitere Geräte aus Zanners Zeit fanden sich noch in den 1950er Jahren auf einem Dachboden des Freiburger Augustinermuseums, wo sie teilweise auch fotografiert worden waren. Im Zuge der Konzeption des Freiburger Uniseums angestellte Nachforschungen zum Verbleib dieser Objekte blieben jedoch weitestgehend erfolglos. Nur einige kleinere Fragmente konnten schließlich im Uniseum öffentlich zugänglich gemacht werden. Allein die Fotografien sowie einige ältere Aufzeichnungen können heute einen Eindruck vom Sammlungsbestand dieser frühen Zeit vermitteln. So enthielt das Kabinett u.a. eine Luftpumpe mit dem eingravierten Wappen der Freiburger Universität aus der bedeutenden Augsburger Instrumenten-Werkstatt Georg Friedrich Branders (1713-1783). Auch aus Innsbruck bezog das Kabinett seine Geräte, darunter ein Paar Magdeburger Halbkugeln, mit denen sich die Effekte des Luftdrucks demonstrieren ließen. Die Camera obscura, ein Klassiker mathematisch-physikalischer Sammlungen, war gleich in mehreren Varianten vorhanden, wovon ein Exemplar heute im Uniseum betrachtet werden kann. Unter den im Augustinermuseum gelagerten Geräten befand sich zudem eine kleine Elektrisiermaschine, welche für die seit 1750 populären elektrischen Experimente verwendet wurde. Heute sind lediglich Fragmente eines solchen Apparates erhalten. Im Jahre 1784 erwarb die Universität die Maschinen-Sammlung des Mathematikprofessors Johann Baptist Eberenz (1723-1788). Aber auch Messtische, Reißbretter, Wasserwaagen und dergleichen zählten zum mathematischen Teil des Kabinetts.

Das erste Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts brachte durch die Übernahme von enteigneten wissenschaftlichen Gegenständen der säkularisierten Güter Badens einen erneuten Sammlungszuwachs. Unter diesen Objekten befanden sich u.a. ein Erd- und ein Himmelsglobus sowie ein Quadrant und einige Newtonsche „Tubos“ (Fernrohre) aus der Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald. Am 5. November 1802 wurden diese im Einvernehmen zwischen Universität und Klosterleitung durch den Angehörigen des Klosters und gleichzeitigen Freiburger Mathematikprofessor Thaddäus Rinderle (1748-1824) als eine Art temporäres Depositum nach Freiburg gebracht. Rinderle selbst war an der Herstellung der Globen beteiligt gewesen und vermachte diese später ganz der Universität. Seit 2002 befinden sie sich wieder in der Bibliothek von St. Peter. Noch reicheren Zuwachs erfuhr das Kabinett im Jahre 1807, als die Bestände aus der Sternwarte bzw. dem Mathematisch-physikalischen Kabinett der 1804 aufgelösten Zisterzienserabtei Salem erworben werden konnten. Aus diesem Zugang haben sich zwei kleinere Globen erhalten, die heute im Uniseum stehen. Welche Gegenstände außerdem an die Universität gelangten, ist nicht bekannt. Vermutlich handelte es sich vorwiegend um astronomische Geräte. Im Sommer des Jahres 1807 erfolgte schließlich die Übernahme der spärlichen Überreste des mathematisch-physikalischen Kabinetts des Benediktinerklosters St. Blasien, in dem sich besonders unter Fürstabt Martin II. Gerbert (1720-1793) zwischen 1764 und 1793 eine reiche Wissenschaftskultur hatte entwickeln können.
Die Aufstellung der nunmehr stark angewachsenen Bestände erfolgte nach 1807 durch Rinderle und Gustav Friedrich Wucherer (1780-1843) im mittleren Stockwerk des südlichen Flügels der Alten Universität, dem heutigen Neuen Rathaus. Hier verblieben die Sammlungen bis zur ihrer Trennung im Jahre 1876, bei der die mathematische Sammlung einen eigenen Raum im ehemaligen Jesuitenkolleg erhielt. Emil Warburg (1846-1931), seit 1876 Ordinarius für Physik in Freiburg, sonderte die experimentalphysikalischen Geräte des Salemer Bestandes nach rund 70 Jahren aus, da diese zwar von historischem Wert waren, jedoch dem zeitgemäßen Bedarf an Präzisionsinstrumenten für Übungs- und Arbeitszwecke nicht mehr entsprachen. Einige Objekte des ältesten Kabinettbestandes erfuhren aufgrund ihrer besonderen künstlerischen oder kunsthandwerklichen Gestaltung einen Bedeutungswandel vom Objekt der Wissenschaft zum Objekt der Kunst. Diese blieben erhalten, weil sie bereits damals als kulturhistorisch relevant, als Musealien begriffen wurden. Ein exemplarisches Beispiel stellt die Vielflächen-Bilderbuch-Sonnenuhr dar, die wahrscheinlich aus dem mathematisch-physikalischen Kabinett in die Bibliotheca Academica und von dort zusammen mit den erwähnten Globen und den später verloren gegangenen Geräten ins Augustinermuseum gelangte. Heute befindet auch sie sich im „Kabinett des Staunens“ des Freiburger Uniseums.

Becher, 2007 
ArchivalienUAF 28/188 
  
Publikationen
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